Abgenabelt

Dieses Wochenende habe ich mir frei gehalten.

Ganz für mich.

Und ich weiß es inzwischen, dich kümmert es nicht.

Einsamkeit nennen sie dich,

und du kommst, wann es dir passt.

Oft dann,

wenn ich mal so richtig gut mit mir allein sein will.

Um Ruhe zu finden, von allem und jedem.

Meistens kommst du dann,

wenn ich dich nicht erwarte.

Wie machst du das nur immer?

Krachst in mein Leben, mit aller Lautstärke, die du

hast.

Und dann bist du da

und wir schauen auf mein Leben.

Immer fehlt etwas. Immer.

Eigentlich immer ein jemand. Ein Name. Ein Mensch. Oder gleich mehrere.

Hat es auch in den Tagen und Wochen davor,

aber dann spüre ich dich,

dann fühle ich mich einsam.

So hast du mich schon in die Knie gezwungen,

mir Tränen aufgezwungen wegen Menschen,

die es in meinem Leben nicht gibt,

So hast du mir schon eingeflüstert,

dass Gott mich weniger als die anderen liebt.

Die mit den Partnerschaften und Kindern, mit familienähnlichen Wohngemeinschaften und unzertrennlichen Freundschaften.

So hast du mich schon so fertig gemacht,

dass ich mir gewünscht habe,

ich würde gar nichts mehr fühlen.

Aber wenn du morgen kommst,

dann bin ich vorbereitet,

dann will ich was anderes spüren.

Dann lade ich dich ein auf einen selbst gemachten Cappuccino

und halte in einer Hand meine Lieblingstasse

und lege meine andere auf meinen Bauchnabel.

Und dann sage ich dir:

Es hat mir weh getan, mich abzunabeln, mich meinen Symbiosen zu entreißen.

Von meiner Mama und Oma,

unserem ersten Hund

und meiner ersten großen Liebe.

Ich habe Zeit gebraucht, um davon zu heilen.

Aber es musste sein,

es war auch immer eher so eine Abhängigkeit,

so ein ungutes Brauchen, so eine Hierarchie.

So ein „Wenn du da bist, dann geht es mir gut,

wenn nicht, dann FEHLT etwas,

dann bin ich fehlerhaft.“

Und ich vermute, wenn ich dir das sage, dann zieht es dabei, in der Mitte meines Körpers, meines Bauches, in der Mitte von mir.

Weil ich mich dann immer noch einsam fühle.

Und das auch immer mal wieder so sein wird.

Aber ich glaube, Gott wird lächeln. Weil er mich frei will, mit Bauchnabel, aber ohne Schnur, ohne Abhängigkeiten.

Und ich werde mich frei fühlen, spüren, ich kann das schon ganz gut: allein sein. Weil ich weiß, dass daran keine gute Liebe wirklich, ewig etwas ändern würde.