Ein Impuls zum Konfi-Tag „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.“
Weißt du, wie das ist,
wenn alle die Spielregeln kennen – nur du nicht?
Weißt du, wie das ist,
wenn du dir ein Eis kaufen willst,
aber keiner versteht, welche Sorte du bestellst?
Weißt du, wie das ist,
auf einer Party zu stehen
und die einzige Person, die du kennst,
ist wie vom Erdboden verschwunden?
Weißt du, wie das ist,
in der neuen Schule, in der neuen Stadt,
in den ersten Schulstunden?
Weißt du, wie das ist,
wenn du mitmachen willst,
aber nicht weißt wie,
weil du die Insider nicht verstehst
und auch nicht, wo wie was heute abgeht?
Weiß du, wie da ist, fremd zu sein?
Ich kenne niemand, der oder die das mag,
es sei denn für einen Urlaub,
begrenzt auf Zeit.
Weißt du, wie das ist,
unfreiwillig fremd zu sein?
Wer sich fremd fühlt,
fühlt sich oft auch allein.
Alle anderen haben was gemeinsam,
eine Sprache, ein Spiel, Regeln und noch vieles mehr.
Wer fremd ist, fühlt sich oft einsam.
Und:
Weißt du, wie das ist,
wenn jemand auf dich zugeht?
Weißt du, wie das ist,
wenn jemand nicht aufgibt, bis er dich versteht?
Weißt du, wie das ist, wenn jemand für dich die Regeln erklärt,
mit Füßen und Händen und Lächeln
und sie dann sogar einfach für dich verändert?
Weißt du, wie das ist,
wenn jemand dich fragt, welches Spiel DU gerne spielst?
Und es dann mit dir spielt,
bis du dich kein bisschen mehr alleine fühlst?
Weißt du wie das ist, wenn du fremd warst,
und dann neue Freunde findest, sie dich einladen
und du, auch wenn du woanders herkommst,
einfach dazugehören darfst?
Ich glaub, du weißt das
oder du kannst dir vorstellen, wie das ist.
Fremd zu sein, und neue Freunde zu finden.
Ich glaube, du kannst dir vorstellen, wie das ist,
wenn sich fremd nicht mehr wie falsch anfühlt,
sondern wie
„Wie schön, dass du da bist, hier bist du richtig.“
Ich glaub, das zu erleben, wünschen sich die allermeisten Menschen
und das im Kopf zu behalten ist wichtig.
Denn wir sind ja alle mal irgendwann fremd,
irgendwo zum ersten Mal,
dort, wo man sonst keinen kennt.
Es ist nur eine Frage der Zeit,
und dann beginnst du eine Ausbildung,
oder gehst studieren,
oder sogar ins Ausland
oder ziehst um
und bist zuerst mal allein.
Zuerst bist du fremd,
und das ist meist nicht nur aufregend und schön.
Das ist oft auch verunsichernd und schwer.
Aber 1. Egal, wohin du gehst, Gott kommt immer mit
und war immer schon da.
Jesus weiß, wie das ist, fremd zu sein (Mt 25,35)
und ist dir auch dann wie ein Freund nah.
Und 2. Denk nie, wenn du fremd bist, bist du falsch.
Du bist genau richtig.
Dort, wo du bist, bist du wichtig.
Ob du da freiwillig bist oder das sogar gegen deinen Willen ist,
wie bei Joseph.
Du hast immer was zu geben,
du bist immer eine Bereicherung.
Nicht, weil du fremd bist,
sondern du
und das heißt anders.
Mit anderen Ideen und anderen Talenten.
Joseph hatte eine andere Idee als der Pharao, für die Zukunft zu sorgen,
und damit hat er das Land, in das er als Fremder kam,
vor dem Hungertod gerettet.
Joseph hatte das Talent großzügig zu sein
und auch seinen Brüdern, die ihn verraten und verkauft hatten,
zu verzeihen. (1.Mose 38-45)
Darauf hätte sicher niemand gewettet,
als er ankam, als Sklave in Ägypten.
Und weißt du, wir brauchen uns auch alle,
damit das auf dieser Erde mit der Zukunft was wird.
Damit mehr Frieden regiert.
Denn den wollen wir doch alle,
da sind wir alle gleich.
Denn Frieden ist die Voraussetzung für ALLES.
Aber damit wir das schaffen,
brauchen wir alle Ideen und alle Talente aller Menschen,
nicht nur deine und meine, sondern auch ihre und seine
dafür brauchen wir die anderen, die wir jetzt noch gar nicht kennen.
Wir brauchen einander, damit keiner
verhungert, verdurstet oder erfriert,
Wir brauchen einander,
damit alle warme Betten, Bildung, Arbeit haben
und auch damit das mit der sauberen Luft
und dem angenehmen Klima was wird.
Wir brauchen jeden und jede
von woanders ganz weit weg und hier.
Wir brauchen,
Denker und Macher,
Ernste und über-alles-Lacher,
Leise und Laute,
Junge und Alte,
Gläubige und Kritische,
Langsame und Schnelle,
Phantasievolle und Realistische.
Wir brauchen Freunde und Fremde,
Menschen, die uns hier kennen
und Menschen, die uns von dort neue Ideen und Talente bringen.
Wir brauchen dich und mich und alle,
als Freunde, die sich nicht als Fremde hassen,
sondern wissen, wie das ist, sich fremd zu fühlen
und deshalb aufeinander zugehen
und versuchen sich zu verstehen.
Wir brauchen dich und mich und alle Menschen,
die mit ihren anderen Ideen und Talenten
ihren guten Fingerabdruck auf dieser Erde hinterlassen.
Weil wir alle anders sind und doch ganz tief drin
das gleiche wollen und uns ähnlich sind.