„SPRACHE MACHT – macht sprache.“ 6.3.2019 Koblenz, Herz-Jesu-Kirche, Slam für den Aschermittwoch der Künstler
Die Gnade Jesu Christi,
die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch.
Das Wort kam zurück zu Gott und sah ihn an:
„Du ich kann nicht mehr, ich fühle mich leer.
Egal was ich sage, egal in welcher Sprache,
keiner hört mehr hin,
wenn ich rede,
keine nimmt dich mehr wahr.
Für die Menschen machen deine Worte,
mache ICH keinen Sinn.
Es ist als wärst du nicht mehr da.
Ich hab keine Kraft, ich habe keine Macht,
ich hab keinen Wert
lebendig, kräftig, schärfer als jedes zweischneidige Schwert (Hebräer 4,12)
-das war einmal.
Gott ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll.“
Gott sah sein Wort an:
„Aber du hast doch die schönste Sprache,
die wunderbarsten Worte,
auf jeden Fall die wichtigsten,
die tiefsten, die wirklich richtigsten!“
Das Wort Gottes verstand Gott nicht.
Gott wurde ungeduldig:
„Du hast die schönsten Verben:
Fragen und sehen,
hören und mitgehen,
bleiben und verstehen,
verzeihen und segnen,
empfangen und dienen,
heiligen und auferstehen
also wo ist dein Problem?“
Das Wort Gottes kam nicht zu Wort.
Gott sprach einfach weiter:
„Du hast die wichtigsten Nomen:
Geburt und Tod
Taufe und Jesus
Hilfe und Hirte und Heil
Frieden und Gerechtigkeit
Erde
Feuer
Wasser
Luft
Licht
Liebe
Lust.
Was bitte ist dein Frust?“
Das Wort Gottes wusste das spontan nicht.
Gott sprach einfach weiter:
„Du hast die schönsten Adjektive.
wundervoll und wunderbar
merkwürdig und ehrenvoll
Heilig, sanft, mutig!
Also was funktioniert denn bei dir nicht?“
„Der Mensch.“
„Ah, immer die anderen.“
„Nee, du.“
„Ich?!“ Gott lachte.
„Ja, du hast den Menschen falsch programmiert.“
„Ach, wie nett, danke für das Kompliment.“
„Gern geschehen,“ das Wort setzte an:
„Der Mensch weiß nicht wie das mit der Anonymität
geht!
Face to face geht es noch,
aber die Leichtigkeit und Grausamkeit
der Voyeurismus und Exhibitionismus
in Internet und Darknet
hat den Menschen völlig überfordert und korrumpiert.“
Gott sah sein Wort an und verstand es nicht.
„Du hast ihn falsch geschaffen!
Also der denkt nicht so,
seine Pläne sind nicht deine Vorhaben,
die sind niedriger, nicht tiefer,
die sind so kurz und jetzt und hier und alles und ich
und dadurch wird alles immer schiefer.
Liebe jetzt sofort ist eine kleine.
Gerechtigkeit nur für mich ist gar keine.
Hoffnung, die sie meinen, ist nicht deine.
So schnell bist du nicht,
du Gott, bist größer, höher, zu viel, vielleicht zu ewig.
Ihre Wege sind nicht deine Wege,
Ihre Wege sind die alten,
die der Sicherheit,
denn sie sind so unsicher, so anti-selbstsicher,
sie ziehen Mauern und Grenzen, wo du Brücken baust.
Aber du brauchst so lange wie der Berliner Flughafen
und das können sie nicht ernst nehmen, verstehst du?“
„Hm,“ sagte Gott. „AHA. Ja, da ist was dran, das ist wahr.
Die Menschen und ich – wir sind nicht gleich.
Aber das muss ja auch nicht sein.
Nur verstehen sollten sie dich und mich …“
Das Wort Gottes nickte:
„Ich glaube, dafür ist die Herz-Hirn-Verbindung der Menschen zu einseitig.“
„Ach wirklich?“
„Ja, also ihre Herzen wollen eigentlich leidenschaftlich für andere pulsieren,
rein theoretisch, und sie wünschen sich nichts mehr,
als zu geben, Liebe zu riskieren,
als zu teilen und zu heilen,
alle wünschen sich, dass Klimaziel zu erreichen,
aber sie wollen nichts dafür tun oder lassen.
Alle wünschen sich, dass alle faire Löhne bekommen,
aber sie wollen nicht dafür zahlen.
Alle wünschen sich Frieden im Kongo,
aber sie wollen halt auch ein neues Smartphone mit Coltan.
Alle wünschen sich so viel und wollen doch so wenig.
Ihr Wünschen hat keine Macht.
Ihre Sprache ist so hell wie die dunkelste Nacht,
da steckt nix hinter, da steckt nix an.
Schon gar nicht das Hirn.
Im Gegenteil.
Das macht, was es will und es will nur eins:
ÜBERLEBEN.
Deshalb schiebt es Panik vor allem,
das aussieht wie Veränderung,
minimale Erschütterung, ein kleinstes Beben.“
„Ja,“ sagte Gott stolz. „So war da ja auch gedacht, also dass das Gehirn, die Menschen vor Gefahr warnt.“
„Jetzt schlägt es aber ständig Alarm.
Alles Neue, jeder andere
ein Angriff auf die eigene Identität,
aufs eigene Leben.
Alle haben immer Angst,
dass ihnen jemand was wegnimmt.
Keiner kriegt nie genug.“
„Ach! Habgier.“
„Eher andersrum. Verlustangst,
dass sie noch weniger haben als jetzt.
Dass sie noch weniger SIND als jetzt.
Und diese Angst kennt ihr Gehirn schon,
und das Herz auch.
Haben beide so Erinnerungen,
ganz tief von früher
als sie sich gut fühlten,
so ganz unbeschwert leicht
da hat dann mal jemand gesagt:
‘Oh, wie süß, wie naiv,
glaubst du wirklich, dass das reicht?
Von nix kommt nix.
Pass mal lieber auf,
dass die anderen nicht an dir vorbeiziehen,
dass du nicht am Ende der Verlierer bist.
Du musst dich mehr anstrengen, sonst ist es zu spät.
Du musst mehr aus dir machen
sonst hast du keinen Wert.‘
Und seitdem hat diese Sprache Macht.
Seitdem kämpfen sie gegen diese Sätze an mit:
‚Ich bin besser, Ich zuerst, weil ich bin westlich,
ich habe Kultur oder sowas, ich bin christlich,
weiß, deutsch, hetero – männlich!‘
Und die anderen gehen dagegen und sagen:
‚Ich bin die Minderheit‘
und ‚Ich weiß was vom wahren Leben.‘
Und beide können so viel schaffen, wie sie wollen,
soviel posten und kommentieren und liken,
sie können alles dafür tun, ihren Marktwert zu steigern, –
das Glück,
das sie mal hatten, klein und unberührt,
sich gut fühlen ohne Vorleistung,
kommt nicht zurück.
Gott, dieses Hirn,
das du ihnen gegeben hast,
das wird so leicht so panisch und so kurzsichtig.
Das kennt alle schönen Worte und wünschte,
sie wären wahr,
aber hört und lebt nur nach denen
der Abwertung und Gefahr.
Und so regiert das Hirn das Herz mit,
macht es null und nichtig,
Deshalb hören sie mich nicht,
und dich nehmen sie auch nicht mehr wichtig.“
Gott nickte:
„Wenigstens kommst du damit zu mir.“
„Zu wem sollte ich auch sonst gehen? (Du hast Worte des ewigen Lebens. Joh 6,68)
Gott und sein Wort schwiegen, es war ganz still.
Gott sah sein Wort an:
„Ok. Die Hirn-Herz Verbindung wird umprogrammiert.
Du suchst mir 12 Menschen,
die kein Panikhirn und kein Panikherz haben.
Und mit denen fangen wir wieder neu an.“
„Eine Reformation der Kirche!“
„Nein! Nicht schon wieder!“
„Nur Männer oder … auch Frauen?“
„Ja, davon am besten sieben.
Und dann sprich zu ihren Herzen,
mach sie voll, so groß, dass das Hirn wieder auf sie hört.
Wohn unter ihnen, hilf ihnen lieben.“
„Womit?“
„Mit: JHWH-ich bin da
Mit: Immanuel, ich bin hier.
Mit: Hab keine Angst, ich bleib bei dir.
Mit: Und egal, was du denkst,
oder welche Wege du gehst,
ob du mich machtlos findest
oder Liebe und Freiheit anders verstehst,
erwarte nichts Größeres von mir.
Ich hab und bin nichts anderes
als diese Worte in Person.
Ich hab keine andere Sprache, aber ich spreche deine
Ich hab keine große Lösung für diesen
globalen, wahnsinnigen Populistenschlamassel,
ich hatte und habe nur diese eine kleine.
Und die ändere ich nicht, das ist und bleibt meine:
‚Ich will euch ein neues Herz geben
und euer Inneres mit neuer Geistkraft erfüllen.
Das steinerne Herz will ich aus eurem Körper herausnehmen
und euch ein fleischernes Herz geben.
Meine Geistkraft will ich in eure Mitte geben
und euch zu Menschen machen,
die meinen Bestimmungen folgen
und mein Recht bewahren und verwirklichen.‘
(Ezechiel 36 BigS)
Und jetzt geht ihr zwei,
mein Wort und meine Geistkraft,
wir sind drei und doch eins.
‘Denn wie Regen und Schnee vom Himmel herabfallen
und nicht dorthin zurückkehren,
sondern die Erde tränken, sie fruchtbar machen und sprießen lassen,
damit sie Samen gibt zum Säen und Brot zum Essen,
so wird das Wort, das aus meinem Mund hervorkommt,
nicht ohne Erfolg zu mir zurückkehren,
sondern tun, was ich will.
Und ihm wird gelingen, wozu ich es gesandt habe.
Ja, ihr sollt mit Freude ausziehen
und mit Frieden geleitet werden.‘ (Jes 55, BigS)“
Und das Wort Gottes und die Heilige Geistkraft sagten: „Amen.“
Und der Friede, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.