Ein Brief an meinen zukünftigen Ehemann

Der Text, der es irgendwie NICHT auf den Kirchentags Slam zum Thema „Was für ein Vertrauen!?“ geschafft hat. Wahrscheinlich weil er eine Art von schwarzem Humor und Satire beinhaltet, den nur wenige so mögen, wie ich. Tja …

Mein Liebling,

du hast gesagt, du brauchst eine Auszeit von mir,

und ich will, dass du weißt, ich bin da ganz bei dir.

Du hast gesagt, ich wäre zu gut für dich,

und ich muss sagen, das ehrt mich, aber trifft es nicht.

Bevor du gehst, will ich dir sagen, was mit uns passiert ist.

Ich habe dir vertraut.

Einhundert Prozent, vollkommen, in allem, immer.

Und ich wußte vorher, das wird es uns versaun.

Aber weißt du, einen Versuch war es wert.

Es war doch auch schön, oder?

Als wir uns zum ersten Mal gesehen haben, da wusste ich es sofort,

der will nicht nur Gutes, der tut es.

Wem auch immer …

Das hatte ich vorher noch nie,

und du weißt, ich bin nicht so romantisch veranlagt,

ich glaube da eher so an Sympathie und Biologie.

Aber als wir uns zum ersten Mal gesehen haben, da wusste ich es sofort:

Das ist der Mann für meine kleine perverse Blasphemie.

Oh, mein Liebling, ich kann mir so gut vorstellen, wie du jetzt guckst und dich fragst,

welche Überraschung ich jetzt schon wieder für dich parat halte,

aber ich bitte dich um Geduld.

Gib uns diese Zeit.

Lies diese Zeilen.

Du hast ja oft gesagt, ich hätte es mit dir so schwer,

aber eigentlich war alles ganz leicht.

Alle reden immer von Liebe, aber ich wusste schon immer: Vertrauen reicht.

Du warst mein Alles,

wohl wissend, das ist Sünde, das ist meine Schuld, meine große Schuld!

Wenn du wenig erzählt hast, wußte ich, du willst mich schonen.

Wenn du lange gearbeitet hast, wußte ich, du arbeitest für uns.

Wenn du nach fremden Parfüm gerochen hast,

fiel mir schnell ein, dass wir über einer Parfümerie wohnen.

Ach du, mein Vertrauen war dein Schutz.

Aber der endet hier.

Ach du, dein Vertrauen ist dein Ende.

So nimm denn meine Hände …

werden wir singen, ich ganz laut und schön und klar.

Denn dieser Brief steht auf Zauberpapier.

Es sind nicht meine Worte, die dich töten.

Es ist das Nervengift auf dem Briefbogen,

das dir den Atem raubt, dir das Leben nimmt.

Warum?, fragst du dich?

Ich kann das besser ertragen, als dass wir geschieden sind.

Mein Liebster, du hast gesagt, du brauchst eine Auszeit von mir,

und ich will, dass du weißt, ich bin da GANZ bei dir.

Bis dass der Tod uns scheidet.

Die Deine

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