Wie im Himmel

Ich stehe wirklich nicht leidenschaftlich gerne früh morgens auf. Aber je früher ich morgens aufstehe, desto öfter zieht es mich sofort zum Fenster. Dann will ich den Himmel sehen, am besten die Sonne, die gerade aufgeht und der Welt einen neuen Tag schenkt. Wenn ich stattdessen nur Nebel, Wolken und Regen sehe, dann gehe ich sofort zur Espressomaschine. Aber oft genug ziehe ich ganz schnell was über und gehe mit Perla raus. Weil diese frühen Stunden am Morgen, wenn die Sonne die Stimmung regiert, die sind himmlisch. Das ist so unglaublich, oft schaue ich mich ständig um, drehe mich um mich selbst, weil ich es selbst kaum glauben kann, diese Atmosphäre, diese Stimmung, alles ist möglich. Mir scheint die Luft ist dann wie Samt, ich kann so weit sehen und tief einatmen, bis ich voller Leben bin.

„An einem dieser Morgende, wirst du dich erheben und singen. Und du wirst deine Flügel ausbreiten und in den Himmel abheben.“ (Summertime, Louis Armstrong, Übersetzung KB)

So singt es Louis Armstrong in einem meiner Lieblingslieder. Und so fühle ich mich dann. Leicht und unbeschwert, nichts kann mich niederhalten, kein Grund mehr zu weinen, wie im Himmel. Ich weiß nicht warum, aber wenn ich dann morgens in die Wolken und zur Sonne schaue, dann muss ich oft auch an den Himmel denken, auf den ich als Christin nach dem Tod hoffe. Ich denke dann: So muss es da sein. Vom Gefühl her. So ruhig um mich herum, wie früh morgens selbst in der größten Stadt und so friedlich in mir drin. So muss es sein, wenn ich gestorben bin und doch wieder lebe. Ich glaube, dass es den Himmel schon auf Erden gibt. Ich glaube aber auch, dass das Paradies noch kommt. Mit Sonne, mit Luft aus Samt, mit Leben in den Lungen, mit einer Melodie und einer Schwerelosigkeit, die ich nur von Sonnenaufgängen erahne. Ich weiß nicht wie das ist, wenn man wirklich nie wieder jemals etwas zu weinen haben wird. Wenn es keine Schmerzen mehr gibt, an Körper und Herz. Wenn es keine Gewalt mehr gibt, mit Geld, mit Macht, mit Überlegenheit. Wenn es keinen Tod und keine Abschiede mehr gibt, für kurz oder ewig. Ich stelle mir das schön vor, aber erleben werde ich das in meinen Erdenjahren nicht mehr. Das ist erst für eine besondere, neue Zeit und Welt versprochen. Ich sehne mich nicht danach, aber ich lebe gerne darauf hin.