Meine eigenen Löcher bohren

In 15 Jahren 11 Mal. Ich ziehe wirklich oft um. Ich bin Profi, eine Wohnung schnell so einzurichten, dass alles seinen Platz hat und es gemütlich ist. Dabei hilft mir zu gucken, wie es die Vormieter gemacht haben. Meistens ja leider nicht zu übersehen: Die Löcher in den Wänden! Wo hing deren Regal, wo der Haken für das Handtuch? Wenn es ganz schnell gehen musste, habe ich mir das Spachteln und Streichen gespart und meine Regale und Haken einfach in die Löcher der anderen gedübelt. Oft war das gut, denn meine Vormieter hatten sich bei ihren Löchern was gedacht. Manchmal waren ihre Einrichtungsideen aber auch nix für mich. Dann hab ich meine Sachen wieder abgenommen und ein Poster über die Löcher gehängt.

Jetzt werde ich zum ersten Mal eine Wohnung beziehen, die keine Vormieter hat und ich merke, wie toll das ist. Endlich keine vorgebohrten Löcher mehr! Aber: Was ist, wenn ICH den Bohrer jetzt an der falschen Stelle ansetze? Dann ist die ganze schöne neue Wand versaut! Andererseits – ich hab ja schon viel gelernt von meinen Umzügen und den Löchern der anderen. Eigentlich bin ich super vorbereitet, meine eigenen Löcher zu bohren.

Anderes gesagt; Ich bin erwachsen, was meine Wohnungseinrichtung anbelangt. Und so ist das auch mit meiner Spiritualität: Die Löcher, also die alten Wege und Traditionen anderer Christen und Christinnen habe ich ausprobiert. Jetzt ist mein Ziel, das Hilfreiche davon beizubehalten und das, was nicht mehr passt, hinter mir zu lassen. Ich lebe meinen Glauben jetzt „selbst“, so wie es zu mir passt.