Ein Slam zur Reformation, Hildesheim.
Vorspiel !
Hier stehe ich,
hier vorne, oben.
Ich hab das Wort.
Ich hab die Macht.
Ihr müsst mir zuhören
Also zumindest aus Höflichkeit so tun als ob.
Ihr dürft mich nicht stören
Während ich hier was mache.
Mit Worten.
Hier stehe ich,
hier vorne, oben.
Ich hab das Wort.
Ich hab die Macht.
Oder, aber, ach.
Ich wünsch mir so, dass ihr alle mitmacht.
Mit machtvollen Worten:
Sie machen was mit dir,
wenn du sie hörst, wenn du sie sprichst.
Also ich mach so: Hand nach oben
Und ihr sagt:
„Ich will ein Kind mit dir.“
(Wir üben das)
Oh und ach
Ich wünsch mir, dass ihr mitmacht mit Krach,
mit machtvollen Worten:
Hand nach oben.
„Ich will ein Kind mit dir“
The real Deal!!
Wenn du sagst:
„Ich will ein Kind mit dir“
Dann:
Du. Willst. Zukunft.
Risiko.
Mit mir.
Etwas stirbt.
weniger ich, weniger du, weniger wir,
etwas wird geboren:
So groß, so klein fängt es an.
Macht alles anders, anders neu.
Weniger Schlaf, mehr Sorge,
weniger Kontrolle, mehr Liebe.
Wenn du sagst.
„Ich will ein Kind mit dir“
Dann:
Halleluja und larger than my life.
Es sei denn du sagst:
„Ich will ein Kind mit dir“
Und meinst eher so „der Weg zum Kind ist das Ziel.“
Dann: Gehe ich lieber ins Kloster.
Oder du sagst:
„Ich will ein Kind mit dir!“
Und meinst es eher so in Retrospektive:
„Ich hätte sogar ein Kind mit dir haben wollen. ABER …“
Dann: Gott helfe mir. Amen.
Oder du sagst:
„Ich will ein Kind mit dir“
Und fügst dann noch schnell hinzu:
„Wenn wir eins adoptieren, dann ist das doch weniger Arbeit, oder?“
Dann: Raus aus meinem Garten,
da pflanze ich lieber noch ein Apfelbäumchen.
Denn:
„Ich will ein Kind mit dir!
Ist ganz oder gar nicht.
Ist jetzt und all in.
Ist Liebe und sterben ist mein Gewinn.
Ist Reformation,
ist Neuschöpfung,
ist ein Geschenk (with lots of benefits and strings attached).
Ist Gnade.
Besonders wenn DU, unser DU
es nach Tausenden Jahren immer noch sagst:
„Ich will ein Kind mit dir.
„Meine alte schöne Kirche.
Sei fruchtbar, ich segne und mehre dich
Zeuge vom Evangelium und ich schenke uns Kinder.
Kleine neue Formen, kleine neue Gemeinschaften
mitten unter dir und durch dich
du merkwürdige Institution.
(mitunter sogar Preußischer Union)
Hab Erbarmen und sorge für unsere Kinder
bis sie allein gehen können
und dann geb sie frei für die Welt,
sie gehören nicht dir,
sondern auch mir und sich selbst.“
Dann, dann ist es Geist,
wenn wir, seine Kirche sagen:
„Ich will ein Kind mit dir“
Gott, Du und wir
Reformation und Neuschöpfung!
Das ist etwas anderes als:
„Ach so ein wenig Make-up,
so ein bisserl Coaching,
eine neue Designagentur wird das Image schon
quick and dirty aufpolieren.“
Reformation ist kein süßer Onenightstand.
Das ist etwas anderes als:
„Wir hätten es mal irgendwann gewollt,
aber jetzt fehlt uns die Macht der vergangenen Jahrhunderte,
die Worte irgendwie auch
und die Liebe ist schon lange weg!“
Reformation ist nicht:
Sei mir nicht böse, sorry, aber jetzt ist es zu spät.
Das ist etwas anderes als:
„Geht das nicht auch mit weniger Arbeit? Wie könnten wir denn da sparen an Kompetenz und Hingabe? Und damit am Geld …“
Reformation ist keine (billige) Kopie von Best Practice.
Reformation ist wieder nur jetzt und hier:
Gott, Du und wir.
Jetzt und all in
Liebe und Sterben ist unser Gewinn.
Sicher auch mit Gebet und Hilfe
und Amen und Apfelbäumchen, aus denen wir gemeinsam Apfelkuchen mit Sahne zaubern.
Aber Reformation und Neuschöpfung geht nie ohne zaudern,
nie ohne schlaflose Nächte,
denn immer wieder und wieder gibt es da volle Windeln mit Babypups zum Anfassen und Riechen.
Und Neuschöpfung bedeutet Wochen, Monate, Jahre
hinter dem gemeinsamen Kind herzukriechen
bis es einen anguckt und sagt:
„Mama, ich kann das alleine.“
„Papa, lass das.“
Und dann weiß man nicht, ob man lachen soll oder weinen.
Die Reformation geht ihren Weg,
die Neuschöpfung lebt.
Auch ohne unseren Willen, unsere Macht,
unsere Worte, unsere Kraft.
Es ist deine Gnade und dein Geist.
Wenn DU es nach Tausenden von Jahren immer noch sagst,
immer wieder:
„Ich will ein Kind mit dir“
Und wir sagen: wir auch mit dir.
Aus Liebe, in Freiheit.
Wer Reformation will,
will Halleluja und larger than my life.
Wer Reformation sagt,
nimmt machtvolle Worte in den Mund,
Wer Reformation will, rechnet mit dir,
mal vorne, mal hinten, mal unten oder oben,
weil DU nicht anders kannst,
als da zu sein, wo wir dich nicht erwarten.
Wer Reformation sagt,
hört auf dich, nicht aus Höflichkeit,
sondern weil du das Wort bist,
das Tote lebendig macht.
Wer das mächtige Wort Reformation in den Mund nimmt,
sollte es ernst nehmen mit seiner Kraft:
Gott!
Arm hoch
„Ich will ein Kind mit dir!“
Amen.