Barfuß unterwegs zum Frieden

Adventsandacht des Rotary Clubs Hamm-Mark am 8.12.22 in der Pankratiuskirche

Eingangslied, Sologesang mit Orgel:

How beautiful are the feet of them
that preach the gospel of peace,
How beautiful are the feet,
How beautiful are the feet of them
that preach the gospel of peace.

Begrüßung und Votum

Wie schön sind die Füße derer, die die Botschaft des Friedens predigen.

In Psalm 84 steht:

„Wohl denen, deren Stärke in dir gründet, Gott
die in ihren Herzen barfuß zu dir unterwegs sind.
Durchqueren sie das Tal der Dürre, verwandeln sie es in ein Quellental.
Ja, mit Segenskräften bedeckt es der Frühregen.

Herzlich Willkommen liebe Freundinnen und Freunde, in der St.-Pankratius-Kirche –zum Glück sind wir heute nicht barfuß. Schön, dass ihr und Sie keine Angst vor kalten Füßen habt und hier seid! Bei 14,3 Grad! Denn wir wollen uns auf die Spuren des Friedens machen. Schön, dass du Erika heute wieder für uns singst! Liebe Frau Gärtner, danke, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben.

Wir sind da und Gott hat versprochen, es auch zu sein.

Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wer von euch und Ihnen kennt sich aus in der Gottes-Dienst-Liturgie? Liturgie, das ist das, was die Menschen, also das Volk – griech. Laos als Werk oder Dienst (ergon oder orgie ; )) tun. Ich hörte, dass hier ist eine Kirche mit Hochliturgie, also mit viel Wechselgesang und klassichen, traditionellen Formen. Surprise! Ich mag sowas wohl auch… wenn ihr und Sie mögen und können, gibt es gleich die Chance mitzusingen: Wer mag kann EG 185, 1 aufschlagen:

Lesung Mt 21

Als sie in die Nähe Jerusalems kamen, gingen sie nach Betfage hinein, auf den Ölberg, und Jesus beauftragte zwei aus der Gruppe der Jüngerinnen und Jünger: 2»Geht in das Dorf vor euch. Ihr werdet dort gleich eine angebundene Eselin finden und ein Junges bei ihr. Bindet sie los und führt sie zu mir. 3Und wenn jemand etwas zu euch sagt, dann sagt, dass der, dem ihr gehört sie braucht. Und sofort wird man sie ziehen lassen.« 4Das aber ist geschehen, damit das Wort erfüllt wird, das durch den Propheten gesprochen wurde: 5Sagt zur Tochter Zion, sieh, dein König kommt zu dir, bescheiden und auf einer Eselin und auf einem Jungen des Lasttieres. 6Die beiden gingen los und taten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte. 7Sie führten die Eselin und das Junge herbei und breiteten ihre Umhänge über sie aus, und er setzte sich auf sie. 8Die große Volksmenge breitete ihre Umhänge auf dem Weg aus, andere schlugen Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. 9Viele Menschen zogen ihm voran, andere folgten ihm und alle riefen laut: »Hilf doch, Nachkomme Davids! Gesegnet sei, der im Namen Gottes kommt! Hilf doch, Gott in den höchsten Himmeln!«

Sie rufen und singen und ihr und Sie können mitsingen: EG 185,1

Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herre Zebaoth.
Voll sind Himmel und Erde seiner Herrlichkeit.
Hosianna in der Höhe.
Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herren.
Hosianna in der Höhe.

10Und als er nach Jerusalem hineinkam, geriet die ganze Stadt in Aufregung und sagte: »Wer ist er?« 11Die Menschenmenge sagte: »Er ist Jesus, der Prophet, aus Nazaret in Galiläa.«

Macht hoch die Tür, EG 1, 1-3 Gemeindegesang

Predigt:

Stell dir vor, Frieden zieht ein.

In deine Stadt.

In dein Leben.

Wie wäre das?

Würdest du es merken?

Es in der Zeitung lesen?

Es auf Radio Lippewelle hören?

Und was würdest du dann tun?

Das Smartphone zücken und den Faktencheck machen, gucken, ob auch die Tagesschau berichtet?

Würdest du nach Hause fahren und die, die du am meisten liebst, fest in den Arm nehmen und sagen:

„Jetzt ist alles gut?“

Würdest du es als Letzte mitkriegen weil du „Wichtigeres“ zu tun hast?

Würdest du einfach alles fallenlassen und spüren wie dir die Tränen die Wangen runterlaufen?

Würdest du vergessen die Schuhe anzuziehen und barfuß losrennen, um dich selber davon zu überzeugen?

Ich weiß nicht, wie es bei mir wäre… . Ich glaube, ich wäre die, die zu beschäftigt ist, um es zu merken.

Stell dir vor, der Friede kommt und keiner geht hin.

Wer von euch hat dieses Jahr vor Augen gehabt,

wie es wäre, wenn der Krieg einzieht in unserem Leben?

In unsere Stadt?

Ich habe es vor Augen gehabt. Dieses Jahr.

Wie es ist wenn die eigene Stadt besetzt wird. Dieses Jahr, viel zu oft.

In Israel vor 2000 Jahren kannten die Menschen das auch.

Israel war kein reiches Land mit Bodenschätzen, aber eine wichtige Handelsroute.

Und das war schlecht für seine Menschen.

Sei waren es gewohnt, dass jemand ihre Städte, Dörfer und Straßen besetzte.

Mit nur einem Ziel: Routen zu sichern und sich an den Steuern der Durchreisenden und arbeitenden Bevölkerung zu bereichern.

Und dann wurde auch gerufen, gesungen.

Wenn sie kamen, die Kaiser, die Feldherren, auf Pferden, durch die Tore der Städte.

Dann mussten die Menschen in Israel ihren (neuen) Besatzer begrüßen und ihm die Ehre erweisen.

Von einem Chor begrüßt zu werden, war ein kaiserliches Privileg.

Die geschah mit diesen griechischen Worten:

“ Kyrie, eleision“ also HERR, erbarme dich.

Und was Unterwerfung und Anerkennung zum Ausdruck bringen sollte, das bedeutete für die Singenden vielleicht auch das:

„Habt Erbarmen mit uns, ihr Gewalttätigen. Seid nicht ganz so hart wie eure Vorgänger.“

Dieses Szenario kann ich mir seit diesem Jahr noch besser vorstellen als jemals zuvor.

Und ihr und Sie kennen diese Worte „Kyrie, eleison“ vielleicht aus Sonntagsgottesdiensten.

Lasst uns mal singen, 178.2

Kyrie, eleison, HERR, erbarme dich.

Christe, eleison, Christe, erbarme dich.

Kyrie, eleison, HERR erbarm dich über uns.

Warum singen das Christen und Christinnen in Gottesdiensten?

Weil wir nur Gott in unser Leben und unsere Herzen einziehen lassen.

Wir beugen unsere Knie nur vor Gott.

Das Christentum war oft und immer wieder subversiv, subtil und wie ich finde auch schön frech politisch.

Vor allem bis es im Jahre 380 zur Staatsreligion wurde.

Das Christentum war lange ein Gegenentwurf zum Main-Stream, es war hoffnungsvoll für die Hoffnungslosen:

„Ihr gierigen Römer definiert uns nicht. Ihr könnt uns alles nehmen. Unser Land, unser Geld. Ihr könnt uns zu Schuldsklaven machen, wenn wir unsere Schulden nicht mehr bezahlen können, aber wir haben einen anderen HERRN über unser Leben.“

Und so gibt es diese Erzählung in der Bibel, die wir eben gehört haben zweimal im Kirchenjahr: Vor Ostern und am Anfang der Adventszeit.

Es ist ein Text darüber, wie es sein muss, wenn der „Friedefürst“ (Jes 9,5) einzieht.

Auch dann stehen die Menschen Spalier, zeigen ihre Ehrerbietung – und sie zeigen noch mehr.

Sie zeigen ihre Hilflosigkeit.

Ihre Verzweiflung.

Sie zeigen ihre Verletzlichkeit einem Friedensfürsten, der selber verletzlich ist.

Ein armer Mann, aus der Königsdynastie Davids, ja klar, aber ein armer Wanderprediger auf einem Eselfohlen. Kein Sattel, nur Kleider.

Sie laufen ihm entgegen und schreien um Hilfe, Hosianna heißt „Rette doch!“

Rette uns – nicht nur vor militärischer und religiöser Gewalt. Auch finanzielle Gewalt erlebten die Bewohnerinnen und Bewohner Israels in den Jahren der Besatzung. Hunger hatten sie, furchtbaren Hunger. Sozialgeschichtliche Bibelwissenschaftler*innen gehen heute davon aus, dass die große Mehrheit der Menschen zur Zeit Jesu täglich gehungert hat.

Sie rufen um Rettung, sie singen um Rettung, sie tun es verzweifelt und verletzlich und sie tun es gleichzeitig hoffnungvoll: Sie legen Palmenzweige nieder – ein Zeichen der Freude (2. Makk 10, 6f.) und der Inthronisierung bzw. Königssalbung (2. Kön 9,13).

Denn: Wenn der Friedefürst einzieht, dann ist der Friede nicht weit. Und wenn der Retter einzieht, dann ist die Rettung ganz nah.

Rettung ist hier ein Frieden, der sich durch Gerechtigkeit auszeichnet. In dem nicht nur die „Schwerter zu Pflugscharen“ (Jes 2,4) werden, in dem es nicht mehr nur keine militärische Gewalt mehr gibt, sondern gerechten Frieden. Ein Zustand, in dem „Frieden und Gerechtigkeit sich ganz nah kommen, sich küssen“ (Psalm 85, 11).

Gerechtigkeit ist immer ein Ziel, ein Weg, Gerechtigkeit ist Liebe in politischer Form. Und zwar Gerechtigkeit für alle und zwischen allen. „Alle Menschen, die in Finsternis leben, sehen ein großes Licht“ (Jes 9,2). Nicht kleine Lichter, genug um diesen Tag noch zu überstehen, ein milde Gabe an Brot oder Arbeit, den Hunger für heute zu stillen. Nein ein großes Licht! Das muss Gerechtigkeit sein, und das bedeutet so leben zu können, dass man Gott dafür loben kann.

Ich glaube, wer so dem Frieden begegnen und ihm den Weg ebnen will wie die Menschen, die Hosianna sangen und Palmzweige hinlegten, wer so auf dem Weg zur Gerechtigkeit unterwegs sein will, muss barfuß unterwegs sein.

Feinfühlig, verletzlich.

Weil man fühlen wird, dass dieser Weg steinig ist und man sich schmerzhaft verletzen kann.

Und dass man vielleicht nur weiter kommt, aber nie an.

Ich glaube, wer auf dem Weg des Friedens unterwegs sein will, muss barfuß unterwegs sein.

Feinfühlig, verletzlich.

Weil man erstmal nur hören muss und fühlen und erst dann beten kann,

weil Frieden und Gerechtigkeit in vielen kleinen Dingen sind, und trotzdem viel zu groß sind für uns.

Und doch, so meine ich, ist gerechter Friede der einzige Weg notwendige, richtige und schöne Weg, den wir barfuß gehen sollten.

Wir Christen und Christ*innen gehen diesen Weg singend.

Ein bisschen frech den weltlichen Autoritäten gegenüber und verzweifelt – verletzlich und fröhlich-hoffnungsvoll Gott entgegen.

Hosianna in der Höhe, gelobet sei der da kommt – das ist kein Trauerlied.

Es ist ein hoffnungsvolles Gebet für Frieden und um Gerechtigkeit.

An den, der da kommt als Friedensfürst auf einem Eselfohlen, als Säugling in der Krippe, als Gott in Menschengestalt, als Bruder aller Völker, als Retter in der Nacht.

Lasst uns barfuß unterwegs sein zu Frieden und Gerechtigkeit. Lasst uns hören und beten.

Amen.

Solo Gesang mit Orgel, Stille Nacht, heilige Nacht EG 46, 3, 4 und 6 (natürlich nicht Strophe 1)

Aktion Kerzen anzünden

Jeder und jede kann eine Kerze anzünden für Frieden und Gerechtgkeit. Beides hat viele Dimensionen. Persönliche und politische: Wir zünden Kerzen und Licht an für Länder, für uns selbst, für Mächtige und Protestierende, für Menschen in Ewigkeit auch unseren jüngst verstorbenen Freund D. S. und seine Familie oder andere Freunde, denen wir ewigen Frieden wünschen.

Fürbitte als Lied:

Wir beten für den Frieden Meldodie EG 678 nach 361 Befiehl du deine Weg gesungen

1. Wir beten für den Frieden, wir beten für die Welt, wir beten für die Müden, die keine Hoffnung hält, wir beten für die Leisen, für die kein Wort sich regt, die Wahrheit wird erweisen, dass Gottes Hand sie trägt.

2. Wir hoffen für das Leben, wir hoffen für die Zeit, für die, die nicht erleben, dass Menschlichkeit befreit. Wir hoffen für die Zarten, für die mit dünner Haut, dass sie mit uns erwarten, wie Gott sie unterbaut.

3. Wir singen für die Liebe, wir singen für den Mut, damit auch wir uns üben und unsre Hand auch tut, was das Gewissen spiegelt, was der Verstand uns sagt, dass unser Wort besiegelt, was unser HERR gewagt.

4. Nun nimm, HERR, unser Singen in deine gute Hut und füge, was wir bringen, zu Hoffnung und zu Mut. Wir beten für Vertrauen, wir hoffen für den Sinn. Hilf uns, die Welt zu bauen zu deinem Reiche hin.

Vaterunser

Aaronitischer Segen

Ausgangslied Tochter Zion EG 13

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