Ich hasse Erwartungen oder: Die Freiheit eines Christenmenschen

Ein Brief an meinen zukünftigen Ehemann, Teil 2, Slam 13.6.2021 ZwischenZeit Nordhorn

In der Zwischenzeit …

… lebe und liebe ich.

Is mir doch egal,

was WAR,

was wird,

was du erWARtest

ich zerMARtere mir doch nicht mein Leben,

weil du nicht daR bist

weil du noch nicht daR bist.

Immer noch nicht, das ist meine WAHRheit.

Ach weißt du – ohne dich ist es auch echt schön hier.

In der Zwischenzeit …

… lebe und liebe ich.

Mich.

„Wuho, it´s just me myself and I, solo ride until I die

Cause I got me for life.“ (G-Eazy & Bebe Rexha: Me, myself and I)

Is mir doch egal,

was die Leute denken, wuho

was die Kultur hervorbringt, puho.

was die Werbung verkauft, wuho.

was die Filme zeigen, puho.

was die Konsequenzen sind, wuho.

Du sagst, das ist nur wieder mein Trotz?

Meine Angst, dass mir jemand zu nah kommt,

mir meine Selbstständigkeit nimmt?

„Am Ende wenn du alt bist und allein dann weinst du Wasser und Rotz!“

Ich lieb mich TROTZdem.

Und ja, ich weiß, ich bin Teil dieser ganzen Welt mit ihren Erwartungen.

Und ja ich hab Angst, mit Recht.

In der Zwischenzeit …

… lebe und liebe ich.

Ich hab mir mein Single-Leben ausgesucht

und doch hab ich Sehnsucht gehabt nach dir,

aber grad ist sie weg.

Corona you toughest thing, you taught me well.

Und ich habe gelernt.

Das Glück liegt nicht in deinen Händen,

sondern wenn überhaupt in meinen eigenen vier Wänden.

Ich bin sooo gerne alleine und mache mein Ding.

Ich glaub es echt nicht mehr, dass ich nur zu zweit vollkommen bin.

In der Zwischenzeit …

… lebe und liebe ich.

Jeden Tag, jede Stunde in Freiheit.

Ja, ich liebe meine Freiheit.

Dinge tun zu müssen.

Zu lieben. Diesen Körper, der altert. Ich bin keine 20 mehr.

Und manches finde ich echt Mäh, aber es is mir egal.

So egal, ich könnte tanzen vor Glück.

Ok, ich tu’s, aber nicht öffentlich.

Pfarrerinnen sollten nicht sexy sein. Zwinker. Zwinker. Zwinker.

Ich liebe es, Dinge tun zu können.

Zu lieben. Dieses Tier, das rumkrawallt,

ich lieb sie und ich weiß, sie wird sterben.

Zu lieben. Diesen Garten, der wächst als gäbe es kein Morgen mehr.

Und dieses Jahr werde ich meine ersten Äpfel pflücken.

Wahrscheinlich werde ich sie nicht essen,

weil hey – das wäre ja durchschaubar wie Plexiglas,

erwartbar wie ein Verweis der Theologin auf das Paradies.

Aber eigene Boskop – das ist nah dran am Paradies.

(Nur saublöd, dass der Baum im Vorgarten steht.

Da kann ich jetzt nicht schamlos und nackt rumhängen,

dazu mag ich meine Nachbarn zu sehr.)

Denn:

Ein Christenmensch ist eine freie Person über alle Dinge

und niemandem untertan.


Ein Christenmensch ist eine dienstbare Sklavin

und aller Dinge und jedem untertan.

(frei nach Martin Luther)

Oh Juxtaposition, theme of my life.

Ich liebe es, Dinge zu tun zu haben.

Zu lieben. Und zu kämpfen für diese Jugendkirche,

dass das ein Ort wird an dem das Leben pulsiert,

und meine Kirche ihre Kämpfe kämpfen zu lassen,

ich kann grad nichts für sie tun.

Ich liebe es, Dinge zu tun zu haben,

was soll ich mit Urlaub oder nix zu tun,

wenn es keine neuen Mafiathriller von Don Winslow mehr gibt?

In der Zwischenzeit …

… lebe und liebe ich:

Und du fragst dich:

Wird das hier noch ne Predigt oder nicht?

Hm… also ich könnte da noch kurz ganz elegant

mit Jesus um die Ecke kommen, der ja das Leben ist.

Und Gott, der ja die Liebe ist.

Und dass da nicht viel erzählt wird in der Bibel von Frauen,

die einen Mann haben,

also nur einen und der nur eine Frau.

Und Poly-amo-rie ist mir echt zu anstrengend.

Ich hab nicht mal genügend Zeit für EINE Beziehung, please … .

Also glaube ich, wir lassen das lieber.

Is mir doch egal, wie du eine Predigt definierst.

Das hier ist keine. BÄM

Wenn du ne Gute hören willst,

dann les eine.

Auf meinen Blog : ) oder wähl mich ne Runde weiter … .

Ich möchte nämlich wirklich keine Erwartungen erfüllen.

Nicht mal meine eigenen.

Ich möchte wirklich frei sein.

Ich hab so Lust auf Leben, Liebe, Leichtigkeit, Lachen

-ich mag mir das nicht mehr versauen lassen.

Hab ich Johanna geschrieben und dabei gemerkt:

Ich will nicht mal mehr was dafür tun müssen.

Ich hab so schwer gearbeitet für Leichtigkeit.

Ich hab mich stets bemüht um Liebe.

Aber wenn du nicht aus dem Quark kommst, was soll ich dann machen?

Ich hab so sehr gesucht nach dem Sinn

meines kleines Lebens –

und alles was mir eingefallen ist, ist Pfarrerin zu sein.

Und: Ich lache nun mal am meisten allein.

Tja. Einzelkindskills.

In der Zwischenzeit …

… lebe und liebe ich,

ein bisschen auf Speed, ein bisschen unter Stress,

gerade mit sehr viel Scheiß-egal-Attitüde,

denn alles andere macht mich so müde.


Ich bin, wie ich bin.

Oder nicht?

Bin ich anders, weil ich geimpft bin plus 15 Tage, seit 3 Tagen?

Ja, ich trage Chips in mir

und sie sind leider nicht aus Kartoffeln

sondern aus Dankbarkeit.

Und du ahnst es nicht, ich hab sie,

weil … in der Zwischenzeit …

… hab ich gelebt und geliebt,

ganz frei, ohne Erwartungen.

3 Nächte Notfallseelsorgebereitschaft wöchentlich, ehrenamtlich.

Und dafür gab es eben:

Chips aus Dankbarkeit.

Was ist das für ein Privileg, einfach nur atmen zu dürfen.

Einfach nur sein zu dürfen.

Einfach nur lieben und leben zu dürfen.

Ich fasse es nicht.

Diese Gnade.

Und die Zeit läuft.

Immer für uns. Gott sei Dank.

In der Zwischenzeit …

… lebe und liebe ich und denke manchmal an dich.

Ich weiß, du machst happy dein Ding und nur manchmal fragst du dich:

„Warum kommt sie eigentlich nicht?“

Aber MANCHMAL ist das nicht schlimm, sondern schön.

Zu denken, dass es uns vielleicht gibt.

Allein und doch nicht allein, lebend und liebend.

Ohne Erwartungen, frei.

Denn wenn es,

oder du oder ich unbedingt so oder so sein muss,

dann wäre es langweilig.

Bis die Zwischenzeit zu Ende ist.

2 Kommentare zu „Ich hasse Erwartungen oder: Die Freiheit eines Christenmenschen“

  1. Rückantwort an meine zukünftige Ehefrau,
    Porto zahlt Empfänger:in
    natürlich
    WEIL das ja immer teurer wird,
    WEIL ich eigentlich gar nicht mehr Briefe schreibe,
    OBWOHL ich das total romatisch fänd,
    und ich so ja auch mein Commitment zeige.

    Jetzt schon wieder,
    schon wieder eine Rechtfertigung gefunden,
    schon wieder ein OBWOHL damit sich das WEIL besser anhört
    und das was ich davor gesagt habe nicht total beschissen klingt,
    WEIL Mann mit Fäkalwörtern weder Blumentöpfe noch Frauenherzen gewinnt.

    Ich bin so alt wie Du, aber ich stehe eher auf Katzen.
    Meine Helden sind Obi-Wan Kenobi, Kofi Annan und
    verliebt in Ronja Räubertochter war ich auch mal (- aber das nur am Rande.)
    Eine Mischung aus Fantasy, SciFi und zerbrechlicher Realität. So wie ich mir das wünsche für den Rest meines Lebens.
    Mit Kindern, mit Haus und glücklichen Eltern, die
    schon gar nicht mehr fragen,
    und auch nicht mehr zweifeln ob ich nicht vielleicht doch…
    Also kein richtiger Mann…
    Und mich einfach nicht traue.
    Du kennst das.

    Ja, es ist mir wichtig was andere denken
    Nein, ich lass mich nicht mehr durch Vermutungen und Sprüche kränken.
    Schamlos und nackt nach dem Duschen durch die Wohnung laufen,
    das ist das, was Mann sich traut,
    weil die im Dachgeschoß liegt und niemand hineinschaut.
    Beine breit, einfach mal baumeln lassen. Aber klar – keine Äpfel.
    Weil der Garten fehlt, jemand der sich von der Schlange verführen lässt.
    Jemand der da ist, wenn man nach Hause kommt
    Nach der Arbeit, nach dem Nebenjob, nach dem Ehrenamt
    und all den anderen Dingen mit denen Mann sein Leben füllt,
    WEIL er das ja machen kann.
    WEIL Zuhause ja eh niemand auf mich wartet.
    OBWOHL ich das total romatisch fänd,
    wenn in diese Richtung endlich mal was startet.

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  2. Ok, ich zahl das Porto, wenn du schreibst.
    Ich bin voll da, wenn du Commitment zeigst.
    Ich reiche dir meine Früchte,
    als Bratapfel, im Pfannkuchen oder als Apfelmus,
    aber der Hund bleibt.
    Du kannst gerne eher so auf Katzen stehen,
    aber glaub mir: Es wird Perla sein, mit der du schmust.
    Nicht, weil ich das will,
    sondern du.
    Ok, ich zahl die Kätzchenklappe, wenn du einziehst.
    Ich lass mich sogar dazu überreden, wenn du Romantik liebst.
    Ich lass dich leben in meinem Dachgeschoss,
    aber Science Fiction lese ich dir nur vor, wenn du krank bist. (Oder guckt man das ? : ) )
    Ich bin nicht so auf Zukunft, weil bei mir schon jetzt immer genügend los ist.
    Und überhaupt hab ich es nicht so mit komplexer Elextro- oder IT-Technik,
    ich kann nur Word.
    Aus Prinzip.
    Und vollem Herzen.
    Word. Word. Word.
    Hört, hört, hört.
    Und überhaupt mache ich gerne ambitionierten praxisorientierten Quatsch.
    Viel lieber als reine trockige Wissenschaft.
    Und überhaupt esse ich gerne cremigen Quark.
    Und Geilomat 3000, dass du endlich aus solcher süßen Speise,
    deinen Weils trotz Obwohls, hervorgekommen bist
    (Die Sache mit der Rechtfertigungslehre erkläre ich dir ein anders Mal, falls gewünscht.)
    und mit mir diesen abgefahrenen Quatsch machst
    – weil es sonst soooooo langweilig ist.

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