Ich nehme einen Krug in die Hand.
„Sammle meine Tränen in deinen Krug, ich weiß, du zählst sie alle. (Ps 56,9b)
Alle zählst du. Ich weiß es. Du. In deinen Krug.
Sammle meine Tränen in deinen Krug, ich weiß du zählst sie alle.
Alle. Ich bin alle und leer. Der Krug ist voll, Gott.“
„Ja,“ sagt Gott, „das Maß ist voll.“
„Und jetzt?“ frage ich.
„Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden (2. Kor 5,7).“ sagt Gott.
„Ich kann es nicht sehen,“ sage ich, „wirklich nicht, so sehr ich es auch will.“
„Du musst dein Tränenwasser umfüllen,“ sagt Gott. „Nimm ein neues Gefäß, nimm eine Schüssel und gieß dein Wasser hinein,“ sagt Gott.
Ich nehme eine Taufschale und gieße den Inhalt des Kruges hinein.
„Und jetzt steh auf und trink, mach dich auf zu den Menschen mit diesem Wasser,“ sagt Gott (1. Kön 19,7).
„Das ist Tränenwasser, Gott, es ist versalzen.
Mit Tränen kann man nicht säen, die Pflanzen gehen ein.
Mit Tränen kann man keine Wunden säubern, sie werden nur tiefer.
Mit Tränen kann man keine Füße waschen, keinen Durst stillen und Taufen mit Salzwasser ist wahrscheinlich sogar per Kirchenordnung verboten!
Gott, es geht so nicht! Was alt ist, bleibt alt, auch wenn man es in neue Gefäße umfüllt. Tränenwasser bleibt salzig. Kein Mensch kann neu geboren werden, wenn er alt ist.“
Gott seufzt und säuselt und summt: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, (Jes 43,19) das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“
Und das Wasser in der Schüssel färbt sich dunkel, so wie die Windböen das Meer schwarz malen, wenn sie über das Wasser peitschen.
„Steh auf und trink, mach dich auf zu den Menschen mit diesem Wasser,“ sagt Gott.
Ich schöpfe 3 Mal Wasser aus einer Schüssel und trinke aus dem Becher.
Seht – das Alte ist vergangen, Neues ist geworden. Das Wasser ist süß.