Ich möchte Ihnen drei Menschen vorstellen.
3 Christen und Christinnen – sie haben die Worte von Paulus (1 Kor 9 ) gehört, wie Sie gerade, und sagen, was Ihnen dazu einfällt:
Wolfgang, ist 51 und arbeitet seit 3 Jahren als Notfallseelsorger.
Ehrenamtlich.
Immer eine Woche lang liegt nachts das Bereitschaftshandy neben seinem Bett.
Er sofort fährt los, wenn die Feuerwehr ihn alarmiert, weil Menschen in Unglück sind.
Wolfgang sagt:
„Meine Bekannten sagen oft zu mir: „Wie hältst du das bloß aus?!
Die Eltern, die erfahren, dass ihr Kind einen tödlichen Unfall hatte.
Die Ehefrau, die ihren Mann gefunden hat – erhängt. Ich könnte das nicht!“
Ich sage dann immer: „Weißt du, ich halte das aus, weil es nur ein paar Stunden sind, ich mache ja nur die 1. Hilfe für die Seele.
Ich mache nicht die Beerdigung oder die Trauerbegleitung, das könnte ich nicht.
Das wäre mir zu viel, zu viel Zeit, zu viel Beziehung.
Für 2-3 Stunden aber kann ich den Menschen in Notsituationen genau das sein, was sie brauchen.
Für 2-3 Stunden kann ich gut auf meine Bedürfnisse verzichten.
So versteh ich Paulus Worte für mich.
Ich werde so wie die Menschen in Not, damit ich sie nicht auch noch mit mir belaste.
Ich will nicht im Weg stehen,
ich will sie unterstützen,
ich will mit ihnen die ersten Schritte gehen, ich will ein Zeichen sein,
dafür, dass sie nicht allein sind und nicht allein sein werden.
In jeder Katastrophe ist das doch die einzig gute Nachricht.
Sie sind nicht allein, Gott ist da.
Deshalb passe mich ganz ihnen und ihrer Notsituation an.
Ich sag Ihnen nicht, was ich jetzt tun würde, ich bete nicht mit ihnen, wenn ihnen das fremd ist.
Also ich mache das freiwillig,
aber so richtig aufhören könnte ich damit jetzt auch nicht mehr, für kein Geld der Welt.
Ich würde es niemals Sklaverei nennen, niemals, aber ich gebe es zu:
Es ist schon schwer zu verstehen,
warum ich ausgerechnet DAS in meiner Freizeit mache.“
Musik:
Liebe ist nicht nur ein Wort, Liebe, das sind Worte und Taten.
Als Zeichen der Liebe ist Jesus geboren,
als Zeichen der Liebe für diese Welt.
Elke ist 69 Jahre,
sie ist eine Oma,
aber ihre 3 Enkel wohnen in 3 verschiedenen Städten.
Deshalb hat Elke sich im Kindergottesdienst angemeldet – als Mitarbeiterin:
„Ja – da liegen dann 60 Jahre zwischen uns. Und ich kann ja nicht erwarten,
dass die Kinder so werden wie ich.
Ich muss den Kindern ein Kind werden.
Ich finde das ja gut,
dass die Kirche jetzt auch Kinder so richtig ernst nimmt.
Denen nicht nur sagt, was sie zu glauben haben.
Die Jesusgeschichten erzählt, und sagt,
so ist das gemeint, glaubt das so.
Also, leichter wäre das schon. Nur einfach was erzählen.
Letztens haben wir mit den Kindern gebastelt, wie wir uns Gott vorstellen.
Was war das viel Vorbereitung, so viel Bastelzeugs, ich hab schon innerlich geflucht und gefragt: Muss das sein?
Aber dann hat Lenn so ein Raumschiff gebaut, wie aus diesem Film, wie hieß der noch, wissen Sie das vielleicht?
Ah ja genau. Danke. Ich lerne es nicht mehr. (oder: Sie auch nicht, da bin ich aber froh. Ach, ist auch egal)
Auf jeden Fall hat Lenn dann erklärt:
‚Gott ist ein Raumschiff. Mit Gott kommt man überall hin, er ist immer um einen rum.‘
Ich war so stolz und begeistert- Gott ist wie ein Mutterraumschiff – stellen Sie sich das mal vor!
Und Greta hat so ein Nest gebaut,
mit Moos, und Blumen dekoriert,
und Blättern zum zudecken.
D ist mir ganz warm ums Herz geworden.
So in Gott einkuscheln,
das brauchen ja nicht nur Kinder. Ich sitze ja auch oft alleine abends und … . Ohne Kindergottesdienst wäre mein Leben leerer.
Es kostet mich Nerven, ja.
Und manchmal auch Überwindung.
Ich bin da die Älteste,ne.
Aber ich geh immer wieder hin.
Mein Tochter sagte neulich am Telefon: ‚Mama, du bist kindergottesdienstsüchtig!‘
Apropos. Neulich war da eine Mutter im Kindergottesdienst, so eine perfekte, sieht immer gut aus, ihr Sohn hat immer Gemüse dabei, Sie wissen schon.
Am Ende des Kindergottesdienstes haben wir mit den Kindern Brot mit einem Schokoladenstück gegessen.
Ich hab schon gemerkt,
das findet sie nicht gut.
Als ich kurz raus bin,
kam sie hinterher und fing an,
von wegen die Schokolade ist nicht gesund, das Brot ist auch nicht selbst gebacken.
Und ich frag sie: „Sie backen ihr Brot selbst?“
‚Ja,‘ sagt sie ganz aggressiv, ‚ich tue alles für meine Familie und sie geben ihm einfach Schokolade auf Weißbrot!‘
Und ich sage: ‚Das ist ganz schön viel Arbeit sein Brot selber zu backen.‘
‚Ja, ganz schön viel,‘ sagt sie.
‚Zuviel,‘ sage ich.
‚Ja,‘ sagt sie und ich sehe wie ihre Augen feucht werden.
Und dann hab ich gesagt: ‚Ich finde, für diese Leistung haben Sie sich sogar 2 Stück Schokolade ohne Brot verdient.‘
Da hat sie gelächelt und ich hab mir geschworen, meiner Tochter nie mehr Vorwürfe zu machen.
Soll sie meinen Enkeln kaufen, was sie meint, ist doch egal, was ich davon halte.
Man muss auch den Mamas Mama werden und den Töchtern Tochter.
Hab ich jetzt überhaupt was zum Paulustext gesagt?
Also zur Sklavin mache ich mich nicht, nein, kindergottesdienstsüchtig, ja, vielleicht.
Aber eigentlich bin ich frei. Ich bin so frei ein Kind zu sein, eine Mama, eine Tochter, eine Oma und:
die älteste Kindergottesdienstmitarbeiterin in unsere Gemeinde!“
Lied:
(Freiheit ist nicht nur ein Wort, Freiheit,das sind Worte und Taten.
Als Zeichen der Freiheit ist Jesus gestorben,
als Zeichen der Freiheit für diese Welt.
Maria, 44 Jahre, Mutter Jesu im Hauptamt
„Ich kenne diesen Paulus ja nicht,
ich glaube, der hat die beste Zeit noch vor sich.
Aber als ich seine Worte gehört habe, musste ich sofort an mein eigenes Leben denken.
Es ist lange her,
als es anfing bei mir, 14 war ich da.
Und ich hab noch gefragt: „Wie soll das denn gehen? Ohne Mann?“
Der Engel hat es mir erklärt und dann,
ach ich war ja noch so jung,
wusste nicht worauf ich mich einlasse,
aber dann habe ich mich schon sagen hören:
‚Siehe, ich bin die Sklavin Gottes.
Es soll geschehen, wie du mir gesagt hast.‘
Die Entscheidung meines Lebens,
ich hab das Gefühl,
sie war schon immer in mir.
Mein größtes Glück und mein tiefster Schmerz!
Die letzten 30 Jahre habe ich für ihn gesorgt,
mich um ihn gesorgt,
er war immer mein Erster.
Ich hab ihn empfangen,
ich habe ihn ausgetragen,
ich habe ihn zur Welt gebracht,
und in die Welt.
Durch alle die Jahre bin ich nicht so geworden wie er,
das wäre nicht gegangen
und gut wäre es auch nicht gewesen,
weder für ihn noch mich.
Ich bin einfach seine Mutter geworden.
Und das bin ich immer noch
und das muss ich auch.
Er ist jetzt schon ein Mann, kein Baby, kein Kleinkind, kein Jugendlicher, aber ich muss ihn manchmal immer noch
in die Welt bringen,
rausschubsen aus dem Nest,
raus aus der Sicherheit
damit er seiner Berufung folgt.
Vorhin hat er mich noch zurückwiesen
‚Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.‘ (Vers 4)
…und ich hab zu den Dienern nur gesagt: ‚Was er euch sagt, das tut.‘
Ich kenne mein Kind ja.
Ich hab ihn aufwachsen sehen,
ich habe die vielen Worte in meinem Herzen, die über ihn gesagt wurden.
Es gibt wirklich keinen,
dem ich soviel zutraue,
ich weiß, wer er ist und was er kann.
Er ist jetzt eigentlich schon alt genug,
aber manchmal braucht er mich noch.
So im Hintergrund.
Da bin ich und da werde ich bleiben.
Für ihn und für alle, die zu ihm gehören.
Wenn es gut läuft
und wenn sie den Mut verlieren,
wenn sie freundlich sind
oder harsche Worte zu mir sagen,
wenn es viel Begeisterung gibt
oder völlig hoffnungslos wird.
Dann bin ich da und unterstütze meinen Sohn und alle seine Freundinnen und Freunde,
mit Worten und Ideen,
mit Fürsorge und Langsicht,
damit sie ihren Weg gehen.
Wissen Sie, ich habe so viel Hoffnung:
Wenn es uns an allen Ecken und Enden mangelt,
wenn es wirklich darauf ankommt,
dann bin ich mir sicher,
macht Jesus aus Tod Leben
aus Sklaverei Freiheit
und aus Wasser den besten Wein.
Paulus,
Wolfgang,
Elke,
Maria –
und Sie hier in der Kirchengemeinde und ich.
Wir tun, was wir tun für die Gute Nachricht.
In Freiheit, gebunden durch Liebe.
Amen.